Donnerstag, 26. Juni 2008

Salar de Uyuni, La Paz, Sorata und Huayna Potosi

Nach zwei Wochen Sprachkurs in Sucre haben wir uns wieder auf die Socken gemacht und sind in den Sueden Boliviens aufgebrochen, nach Uyuni. Die Stadt selbst erinnert an eine gottverlassene Wuestenstadt mit Temperaturen um den Gefierpunkt herum (in unserem Hostel hatte es um die 5, 6 Grad - das Wort "Heizung" scheint in Bolivien ohnehin nicht existent zu sein), aber das Hinterland bietet dafuer umso mehr: der Salar de Uyuni ist mit 12.000 km² der groesste Salzsee der Erde und liegt auf ueber 3.600 Meter. Drei Tage erkundeten wir gemeinsam mit Bart aus Belgien, zwei Spaniern und einer Kanadierin den Salzsee und die Wueste und uebernachteten sogar in einem Salzhotel! Einziger Wehmutstropfen waren die eisigen Temperaturen: denn im Gegensatz zu Europa haelt hier der Winter Einzug. Und das heisst unter anderem Minusgrade in der Nacht in ungeheizten Raeumen...



La Paz
Als naechstes Ziel stand La Paz auf dem Programm. Entgegen vieler Geruechte, Warnungen und negativer Schlagzeilen, die La Paz in den vergangenen Jahren in ein schlechtes Licht ruecken liessen, sind wir von dieser Stadt einfach nur begeistert! Eingebettet zwischen Berggipfel und Felsen liegt La Paz in einem 400 Meter tiefen Canyon auf 3.600 Meter Hoehe. Der Hoehenunterschied zwischen den suedlichen Stadtteilen und dem Stadtrand am oberen Ende des Kessels betraegt sogar bis zu 1000 Meter! Je hoeher die Lage, desto niedriger auch der soziale Status - was sich an den Hauesern auf den Fotos gut erkennen laesst.



Trekking in Sorata
La Paz bietet neben einer verhaeltnismaessig westlichen Infrastruktur auch ein umfangreiches Angebot an Trekking- und Wandermoeglichkeiten. Und nachdem unser Zelt schon schon die laengste Zeit ungebraucht am Rucksack baumelte, machten wir uns gemeinsam mit Mark aus Kalifornien zu einer viertaegigen Wandertour nach Sorata, 3 Stunden noerdlich von La Paz, auf. Da es hoch hinauf in die Berge ging, "mieteten" wir uns einen Esel, der brav unsere Sachen schleppte, und hatten auch einen Guide mit dabei.


Und ehe wir uns versahen, waren wir auf ueber 5.000 Meter gewandert!! Na dann sollte unser naechstes Ziel ja eigentlich kein Problem mehr darstellen:

Huyana Potosi: 6.088 Meter
Unzaehlige Agenturen in La Paz bieten den 6.088 Meter hohen Huyana Potosi als gefuehrte dreitaegige Tour an, viele Bergsteiger reisen ausschliesslich deswegen nach Bolivien, soll es doch einer der "leichtesten" Sechstausender ueberhaupt sein. Und wir? Spazierten an einer Agentur vorbei und dachten uns, wenn 5.000 Meter moeglich waren, dann muessen doch 6.000 auch drinnen sein! Gesagt getan, und da auch Mark von einer weiteren Bergtour nicht abgeneigt war, fanden wir uns am 23. Juni im Refugio Huayna Potosí, dem "Basislager", ein. Insgesamt waren wir zu sechst (ein Englaender, ein Irre und ein Schweizer waren ebenfalls mit dabei. Und NEIN, es war und ist wirklich nicht beabsichtigt, dass wir scheinbar immer nur mit Maennern unterwegs sind :), hochmotiviert und begeistert, unseren ersten Sechstausender zu erklimmen. Am ersten Tag trainierten wir den Umgang mit Eisaxt, Steigeisen, Abseilen am Eis, etc, um auf alle Eventualitaeten vorbereitet zu sein. Am zweiten Tag ging es auf 5.300 Meter hinauf, wo wir in einer Minihuette die letzte Nacht verbrachten. Technisch relativ problemlos, aber dafuer mit mehr als 15 kg Gepaeck am Ruecken (High-Tech-Ausruestung in Bolivien?? Nein, hier ist alles noch vom alten Schlag und dementsprechend schwer!) "Gluecklicherweise" hatten wir uns noch die kaelteste Nacht des Jahres ausgesucht.. Aber an Schlaf war bei dieser Hoehe ohnehin nicht zu denken. Und um ein Uhr in der Nacht hiess es auch schon wieder raus aus dem Schlafsack und rein in die kalten Klamotten. Kurz nach zwei in der Frueh, "bewaffnet" mit kiloweise Schokolade im Rucksack ging es los: fuenf Stunden in eisigster Kaelte, angeseilt in Zweier Mann- bzw. Frauschaften rueckten wir dem Gipfel Schritt fuer Schritt naeher. Im Schneckentempo, da in dieser Hoehe alles seeeeehr langsam laeuft (oder vielmehr kriecht). Was einem dabei durch den Kopf geht? Vieles und nichts. Momente, in denen man sich fragt, welcher Teufel einen da wieder geritten hat. Vor allem wenn die Finger so klamm werden, dass die Traenen nur mehr so rinnen. Und die wieder fast zu Eis gefrieren und die Nasenspitze nicht mehr zu spueren ist. Und alles nur wegen einem Berg?! Ja!!! Denn das Gefuehl, auf 6.088 Meter zu stehen, ist so einzigartig und berauschend schoen, das ich es hier nicht einmal annaehernd beschreiben kann. Am 25. Juli um sieben Uhr in der Frueh sind wir uns am Gipfel des Huayna Potosi in die Arme gefallen und waren neben der Erschoepfung und Verausgabung vor allem eines: unheimlich stolz auf uns selbst!!