Donnerstag, 7. Juni 2012

Unterwegs im Süden Chinas

Im Anschluss an Getu Valley beschließe ich mein Visum zu verlängern und mir die südliche Provinz Yunnan anzusehen. Diese ist reich an Kultur, Tradition und beeindruckender Landschaft und deswegen auch ein beliebtes Reiseziel für chinesische Touristen. Mein erstes Ziel ist Lijiang, Heimat der Naxi Minderheit. Nach wie vor gibt es in China über 50 verschiedene Minderheiten, die ihre eigene Sprache, Kultur und Kulinarik haben. Was den Han-Chinesen ein Dorn im Auge ist, wenn man das so sagen kann, denn für Rechte der Minderheiten hat niemand viel übrig. Lijiang ist DAS Reiseziel für Chinesen und dementsprechend verkitscht ist die gesamte Stadt. Es gibt nichts, was man nicht kaufen kann und ein Souvenirstand ist neben dem nächsten. Shopping ist Nationalsport Nummer Eins - zumindest bei jenen, die es sich leisten können. Die Umgebung von Lijiang wartet mit beeindruckenden 5000ern auf - für die ich zwar definitiv nicht ausgerüstet bin - aber eine Trekkingtour geht sich dennoch aus. Die zweitägige Wanderung ist gar nicht so unanstrengend - einerseits macht sich die Ausgangshöhe von 2500 Metern bemerkbar, andererseits glüht die Sonne runter und der staubige Weg ist eine einzige Sandwüste. Belohnt werde ich aber mit einer wundervollen Aussicht! Von der "Tiger Leaping Gorge" wie die Schlucht heißt, geht es weiter in den Norden nach Shangri La. Dort spürt man schon deutlich den Einfluss der tibetischen Kultur - landschaftlich sowie kulinarisch. Auf das Vergnügen, den Buttertee in China zu probieren, habe ich allerdings verzichtet. Dieses kulinarische Highlight durfte ich bereits in Gastein verkosten :-) und damals schmeckte er schon gewöhnungsbedürftig. Generell ist das Essen in China regional sehr unterschiedlich. Reis, Gemüse und Fleisch domineren, gefüllte Knödel aus Germteig und Nudeln werden meist zum Frühstück gegessen. Im Vergleich zu Laos fehlt die Schärfe und leider auch die Raffinesse - und das sehr ölige Essen führt oft zu dringlichen Besuchen des stillen Örtchens; mein Magen hat sich nie so wirklich mit China angefreundet... Die Toiletten hier sind übrigens mit Abstand die furchtbarsten in ganz Asien. Generell scheint den Chinesen vor sehr wenig zu grausen. Es wird gerotzt und gespuckt, aber das scheint niemanden zu stören! Hier in Shangri La nimmt nun auch die Anzahl der chinesischen Touristen ab (die Anreise ist beschwerlich und dauert lange) und "Westler" sehe ich ebenfalls nur mehr wenige. Wie generell in China - im Vergleich zu Südostasien ist man hier wirklich noch in unberührten Gegenden. Dementsprechend starren mich auch die Einheimischen an - nicht ungut, eher neugierig. Sie sind alle sehr freundlich und sprechen mich auch oft an, aber leider kommt es selten zu einer Unterhaltung. Ganz wenige Chinesen sprechen Englisch und das macht den Kauf von Busticket jedesmal zu einer großen Herausforderung. In den Restaurants gibt es teilweise englische Übersetzungen, ansonsten mache ich manchmal einen Rundgang und bestelle, was eben der Tischnachbar isst. Verhungern tut man jedenfalls nicht! Nach Shangri La reise ich noch ein Stück weiter in die Berggegenden - nach Deqin. Von dort sind es nur mehr 30 km bis nach Tibet. Aber selbst wenn ich ein Permit hätte, über Land darf ich als Nicht-Chinesin ohnehin nicht nach Tibet einreisen. Das ist Gesetz und basta...Die Tibetproblematik scheint momentan ohnehin wieder verschärft zu sein und so begnüge ich mich mit Deqin, wo immerhin 80% der Einwohner Tibeter sind. Auf über 3500 Metern gelegen ist der Ort an sich zwar sehr karg, aber die Landschaft.... ein Traum! Die 7stündige Busfahrt hat sich gelohnt! Wie selten sich hier allerdings Touristen verinnen, bemerke ich bei der Ausreise von China. Der Zollbeamte fragt mich warum ich in Deqin war und was ich dort wollte... Nach den vielen vielen Busfahrten beschließe ich, noch ein paar Tage in einem Yogacenter zu verbringen. Wieder bin ich die einzige Nicht-Chinesin, aber die anderen Yogis sprechen zumindest Englisch - die meisten zumindest. Das Niveau ist sehr hoch und ein gewisser "chinesischer Drill" lässt sich selbst beim Yoga nicht verleugnen. Aber es gefällt mir sehr gut. Das letzte Wochenende komme ich dann nochmals an den Fels und zwar in Kunming. Dort leben Pete und Corry, zwei Expats aus Südafrika die ich i Getu kennengelernt habe. Drei Wochen Kletterpause und ein stark überhängendes Gebiet resultieren allerdings in einem ordentlichen Muskelkater! Nach über zwei Monaten verlasse ich nun wieder China - ein sehr ambivalentes Land, das ich manchmal mehr und manchmal weniger lieben gelernt habe. Bevor es nun am 11. Juni wieder nach Österreich geht, verbringe ich nochmals ein paar Tage mit Yoga auf Kho Phangan in Thailand Eine wunderbare Möglichkeit diese Reise zu beenden und mich auf alles weitere, was die Zukunft bringt, zu freuen. Om Shanti!