Donnerstag, 5. April 2012

Vom Norden Laos nach China


Wie immer wenn ich in einem Klettergebiet bin relativiert sich das Leben auf das Wesentliche (klettern, essen, schlafen) - zum Leiden der Blogeinträge. Hier aber ein Nachtrag der letzten Wochen: nach Thakekh war es wieder an der Zeit ein wenig die Gegend zu erkunden und so machte ich mich auf in den Norden von Laos. Waren die Straßen im Süden schon nicht berauschend - im Norden waren sie eher mehr Feldwege als sonst etwas. Asphaltiert wird maximal Stückweise und das auch nur so erbärmlich dass es kaum der Rede wert ist. Jeden Abend in der Dusche merkte ich mit Erstaunen, wie sich meine "hübsch gebräunte" Haut in ein dunkelbraunes Rinnsal auflöste... Die Unesco Weltkulturerbe Stadt Luang Prabang ist aber definitiv einen Abstecher wert - schon aufgrund des wunderschönen Nachtmarktes mit all den bunten Taschen, Schals, Lampenschirmen und sonstigen handgemachtem Kunstwerk. Einziger Wehmutstropfen: wohin mit all den Sachen wenn der Rucksack schon voll ist?!



Von dort aus weiter ging es weiter bis an die chinesiche Grenze. Und wie ein Wunder, 50 km vor China fährt man wieder auf Asphalt! Um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Laos zu verbessern, haben die Chinesen ordentlich in die Infrastruktur investiert - was dann im Landesinneren von Laos passiert, ist ihnen wohl nicht so wichtig...
Je weiter ich in den Norden vordrang, desto geringer wurde auch die Anzahl der Touristen. Schlussendlich war ich die einzige "Weiße" in den Bussen und wurde oft von neugierigen Laoten bzw Chinesen angesprochen, aber mehr als Lächeln und mich mit Händen und Füßen verständigen konnte ich leider nicht. Nach der chinesichen Grenze ging es weitere 350 km bis Jihong, meinem ersten Stop in China. Viele, viele, viele (und nochmals mehr gefühlte) Stunden im Bus.. Diese sind zwar teilweise mühsam, aber die reizvolle Landschaft entschädigt für eingeschlafene Körperteile und sich übergebende Mitreisende (verstehe bis heute nicht warum Asiaten beim Busfahren immer schlecht wird - die müssten das doch eigentlich gewohnt sein?!) und den ewigen Klassiker: Reifenpanne. Man legt eine ausgesprochene Gelassenheit an den Tag (schon fast eine gewisse Art von Phlegmatie) und aus der Ruhe bringt einen so schnell nichts mehr; unter Umständen lässt sich so eine Busfahrt sogar als total überteuerstes Management Seminar verkaufen :-)



Jihong ist eine relativ unspektakuläre Stadt in der Yunnan Provinz und diente für mich nur als Zwischenstop für die 7 Millionenstadt Kunming, von wo ich den Nachtzug nach Guilin/Yangshuo nahm. Auch wenn Laos entwicklungstechnisch weit hinter China liegt ist es reisetechnisch viel eher auf Touristen eingestellt. Da sich mein Chiesich auf Hallo, Danke und Prost beschraenkt, war es dementsprechend schwierig, von der Busstation ins Zentrum zu gelangen - noch dazu, wo ich an einer anderen Busstation als gedacht ankam und der gesuchte Bus Nummer 3 de fakto nicht existierte. Es dauerte eine Weile bis ich das verstand ;) Zumindest hatte ich die Adresse des Hostels auf Chinesich und so wurde ich von A nach B und C geschickt und irgendwann (ich muss wohl wirklich sehr verloren gewirkt haben) erbarmte sich eine Chinesin, nahm mich sprichwoertlich an der Hand und brachte mich zum gewuenschten Ort!
Diese Offenheit entschaedigte fuer manch ungewohnte und abstossende "Tugenden": man glaubt gar nicht, wie viel gerotzt, gespuckt und geruelpst werden kann und das Wort "Privatsphaere" existiert hier wohl nicht. Nichts schoener als so richtig laut ins Handy zu plaerren, oder, noch besser, waehrend der Busfahrt saemtliche Klingeltoene rauf und runter zu spielen...
Nach Kunming sinds nochmals 18 Stunden Zugfahren und dann ENDLICH: Yangshuo!
Mein australischer Kletterkollege Duncan ueberraschte mich nicht nur mit einem eigenen Zimmer in seiner Wohnung, sondern mit noch drei weiteren Australiern, die fuer 2 Wochen zu Besuch waren. Nun ja, es geht ein wenig rund hier! Aber die Bedingungen sind bestens - nicht zu heiss und nicht zu kalt und so verbringen wir die Tage mit klettern, essen und schlafen - den wesentlichen Dingen eben :) (kleiner Nebensatz: die Burschen sind auch ziemlich intensiv am Feiern, aber da fehlen mir wohl die australischen Trinkgene)...