Mittwoch, 28. Januar 2009

Durch Himmel und Hoelle...

Bhavatu sabba mangalam waren die erloesenden Worte, mit denen das Ende jeder Meditationseinheit eingeleitet worden ist. Da Meditation komplettes Neuland fuer mich gewesen ist und ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie anstrengend es sein kann, waren es in der Tat meistens erloesende Worte.

Aber von Anfang an: in der Naehe von Bangkok besuchte ich einen 10-taegigen Vipassana Meditationskurs. Zum ersten Mal hoerte ich von Vipassana in Neuseeland, seither lernte ich laufend Leute kennen, die damit positive Erfahrungen gemacht hatten, und so wurde meine Neugierde geweckt. Vipassana ist eine aus Indien stammende Meditionstechnik mit dem Ziel, die sogenannten „treffliche Achtsamkeit“, die über die bloße Konzentrationsfunktion von Aufmerksamkeit hinausgeht, zu entwickeln. Einfach gesagt, man soll die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Um dieses Ziel zu Erreichen bedarf es intensiven Trainings, der 10-taegige Kurs war nur ein Hineinschnuppern und Erlernen der Meditationstechnik an sich. Diese 10 Tage hatten es allerdings ganz schoen in sich.

Vipassana Kurse folgen einigen strikten Regeln und einem ebenso strengen Tagesablauf. Eine dieser Regeln ist die sogenannte "noble silence", dh man ist zum absoluten Schweigen verpflichtet und darf weder mit Worten noch Gesten und Blicken mit den Kursteilnehmern kommunizieren. Zu Beginn war es etwas seltsam, doch man gewoehnt sich sehr schnell daran und schon bald empfand ich das Schweigen als sehr angenehm. Zudem darf man die Anlage nicht verlassen und es wird einem jegliches Lese- und Schreibmaterial sowie i-pods, Handys, etc. abgenommen, so dass man nicht die geringste Ablenkung hat und sich ausschliesslich auf sich selbst konzentrieren kann. Maenner- und Frauentrakt sind selbstverstaendlich auch streng getrennt.

Der Tag beginnt um 4 Uhr morgens mit dem Morgengong und endet um 21 Uhr mit Bhavatu sabba mangalam. Dazwischen liegen 10 Stunden meditieren und ein paar Ruhepausen. Taeglich so viele Stunden in der selben Pose zu sitzen (drei davon ohne die geringste Bewegung) ist die ersten paar Tage fast unertraeglich schmerzhaft und die reinste Qual. Nach ein paar Tagen beginnt man die Schmerzen jedoch zu akzeptieren, mit einigen habe ich mich sogar angefreundet :-), und am Ende spuert man nur noch ein konstantes, aber ertraegliches, Ziehen oder Stechen. Teilweise habe ich mich wie ein Leistungssportler gefuehlt, meine Pausen waren nur von Dehnungsuebungen und auslockern gefuellt. Neben der koerperlichen Anstrengung war es auch mental sehr fordernd, sich taeglich ueber einen so langen Zeitraum konzentrieren zu muessen. Ich muss gestehen, dass meine Gedanken oft abgeschweift sind und mir auch den ein oder anderen Streich gespielt haben.

Trotz all der Schmerzen und Qualen war der Kurs auch eine unglaublich positive und lehrreiche Erfahrung. Ich war mir noch nie zuvor jedes Milimeters meines Koerpers so bewusst und ich finde es unglaublich, welche Reaktionen man im eigenen Koerper durch Kontrolle des Verstandes beobachten bzw. ausloesen kann. Als ich zum ersten Mal den sogenannten free flow gespuert habe, waren all die Anstrengungen der vergangenen Tage wie weggeblasen ... mir fehlen die Worte um dieses Gefuehl zu beschreiben. Alleine fuer diesen Augenblick hat sich alles 1000 Mal ausgezahlt. Der Kurs war mit Sicherheit eine der groessten koerperlichen und mentalen Herausforderungen, die ich je auf mich genommen habe, aber gleichzeitig auch ein sehr intensives Erlebnis, das ich auf keinen Fall missen moechte.



Bei meinen geistigen Schweifzuegen sind meine Gedanken auch regelmaessig an zu Hause und euch alle abgewandert und ich habe festgestellt, dass ich mich schon wieder sehr auf zu Hause freue. Dh im Klartext, ich werde mich am 26. Februar in das Flugzeug setzen und die Heimreise antreten.


Nun bin ich in Laos, wo ich den Grossteil meiner verbleibenden Zeit verbringen werde. Die letzten Tage habe ich in Vientane, der Hauptstadt, so viele nette Leute kennen gelernt und bin wieder auf alte Reisebekanntschaften gestossen und hatte echt die beste Zeit hier. Ab morgen geht es gemeinsam mit einer Hollaenderin und einem Deutschen weiter Richtung Norden in die etwas abgeschiedeneren Gebiete.

Cornelia

Montag, 12. Januar 2009

Mount Ansted: Abschlussbergtour in Neuseeland

Das letzte Wochenende in Neuseeland verbrachte ich im Mount Aspiring Nationalpark, westlich von Wanaka gelegen. Nach einer laengeren Regenperiode war endlich stabiles Wetter in Sicht und so planten Todd und ich eine dreitaegige Bergtour. Die Gletscherbesteigung von Mount Aspiring fiel aufgrund meines angeschlagenen Knoechels flach - vor lauter Uebereifer bin ich letzte Woche beim Klettern ins Seil gestuerzt und musste eine viertaegige "Couchpotato"-Pause einlegen... was zu einem exorbitanten Ueberschuss an Energie fuehrte...!
Anstelle von Mount Aspiring entschlossen wir uns, den 2300 Meter hohen Mount Ansted in Angriff zu nehmen. Das mag nun vielleicht nicht wirklich spektakulaer hoch und aussergewoehnlich klingen, doch Bergsteigen in Neuseeland ist nicht mit den gewohnten Touren in Salzburg und Umgebung zu vergleichen. In den seltensten Faellen gibt es hier markierte Wege und Treks, wie wir es gewoehnt sind. Karte und Kompass sind ein Muss, denn nur so findet man den geeignesten Weg, der meistens ueber einen Grat entlang auf den Gipfel fuehrt. Geht es anfangs durch Busch und Gestruepp, endet man oft zwischen steilen und ausgesetzten Felsen, wo Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt sind. Ungewohnt waren fuer mich auch die vielen Flussdurchquerungen, die oefters ganz schoen heftig sind - Bruecken gibt es kaum und meistens laeuft man den ganzen Tag in nassen Fuessen durch die Gegend. Belohnt wird man dafuer mit einer sagenhaften Aussicht auf die umliegenden vergletscherten Berge, wo man vielleicht sogar die eine oder andere unbestiegene Route findet. Das Terrain ist unglaublich gross und abgelegen und es ist durchaus keine Seltenheit, tagelang auf keine Menschenseele zu stossen (um dies zu veranschaulichen: auf unserer Karte im Masstab von 1:50.000 war keine einzige Strasse eingezeichnet, ebensowenig wie auf der darauffolgenden Karte).

Der erste Tag war eine gemuetliche Wanderung in das Matukituki-Valley zur Cascade Hut, die wir netterweise ganz alleine fuer uns hatten. Die Huette hatte auch den grossen Vorteil, dass wir am zweiten Tag nur mit einem Tagesrucksack ausgestattet losstarteten, worueber wir am Ende des Tages sehr froh waren. Ueber einen anfangs markierten Weg ging es erstmals 1000 Hoehenmeter nach oben auf den Cascade-Sattel und von dort aus suchten wir uns unseren Weg ueber Felsen und Scheefelder auf den Gipfel von Mount Ansted. Auf und ab und kreuz und quer ueberquerten wir den einen oder anderen zusaetzlichen Gipfel, bis wir schliesslich nach 2450 zurueckgelegten Hoehenmetern ankamen. Die Aussicht war traumhaft; der Abstieg.. naja, darauf haette ich verzichten koennen!
11 Stunden und 57 Minuten nach Aufbruch kamen wir wieder in "unserer" Huette an und fielen sprichwoertlich ins Bett (bzw. auf die Isomatte) - es war ja auch ein langer Tag gewesen!

Am dritten Tag ging es nur mehr eben zurueck durch das Tal und mit einem Lachen im Gesicht verstaute ich meine Kletterschuhe tief im Kofferraum des Autos: die anfaengliche Idee, zum Abschluss noch "ein paar kleine Mehrseillaengentouren" zu gehen stand nicht einmal annaehernd zur Debatte! Dafuer gabs Pizza, Wein und Schokolademuffins zum Abendessen: was fuer ein Wochenende!

Sonntag, 11. Januar 2009

Jahresausklang & die ersten Tage des neuen Jahres

Weihnachten in den Cameron Highlands
Nach der stickigen, verschmutzten Luft und der Hektik der Grossstadt (Kuala Lumpur) freuten wir uns schon sehr auf die frische Luft und das Dorfleben in den Cameron Highlands. So hatten wir uns das zumindest vorgestellt, als wir ankamen wurden wir jedoch eines Besseren belehrt. Unser Bergdorf stellte sich als ein Massentourismusort mit haesslichen Bettenburgen heraus, wo es besonders um die Weihnachtszeit extrem hektisch ist - das passiert, wenn man einen Reisefuehrer aus dem Jahre Schnee hat. Die Luft war dennoch frisch und auch angenehm erfrischend, denn die Temperaturen betrugen nur um die 20 Grad, was fuer Malaysien schon fast kalt ist. Und die Umgebung hielt zum Glueck auch was uns versprochen wurde: die Cameron Highlands sind eines der groessten Teeanbaugebiete und es macht den Eindruck, also ob ueber die gesamte Region ein Teppich aus Teepflanzen ausgebreitet worden ist. Am 24. Dezember besuchten wir zuerst eine dieser Teeplantagen und ganz nach oesterreichischer Art assen wir am Nachmittag Kekse und tranken dazu regionalen Tee (auf den Gluehwein mussten wir dieses Jahr "leider" verzichten). Die Weihnachtsfeiertage ueber blieben wir noch in den Bergen, dann zog es uns wieder an die tropische Westkueste. Doch auch dort wurden wir ein ums andere Mal von total zubetonierten Regionen und Staedten mit haesslichen Hochhaeusern enttaeuscht. Auch wenn mich die Westkueste landschaftlich nicht sonderlich ansprach lernten wir - wieder einmal - durch die couch surfing Plattform viele nette Malaien kennen und hatten sehr viel Spass und lernten Wissenswertes ueber die Multi-Kulti-Kultur in Malaysien.



Zu den Klaengen von Jimmy Cliff ins neue Jahr getanzt
Die letzten Tage des alten Jahres verbrachten wir auf Penang Island, eine kleine Insel an der Grenze zu Thailand. Hier fanden wir zum ersten Mal idyllische Sandstraende und sauberes Wasser ... endlich! Den Jahreswechsel begannen wir (i.e. ein Haufen couch surfer und weitere Reisebekanntschaften aus aller Welt) in einer Reggaebar direkt am Strand mit Lifemusik und Lagerfeuerromantik. Zu den Klaengen zu Jimmy Cliff's Reggae Night begruessten wir barfuss im Sand tanzend das neue Jahr.



Land und Leute
Obwohl wir nur knapp mehr als zwei Wochen in Malaysien gewesen sind, bekamen wir dennoch einen ganz guten Eindruck von den Malaien und ihrer Kultur und Lebensweise. Ueberrascht war ich total ueber den wirklich hohen Standard jeglicher Infrastruktur, der ohne Weiteres mit jenem von europaeischen Laendern mithalten kann. Ebenso hat ein beachtlicher Teil der Bevoelkerung sehr gute Englischkenntnisse, was u.a. auch daher kommt, dass viele Fernseh- und Radioprogramme sowei Zeitungen Englisch als Hauptsprache haben. Generell lernten wir die Malaien als ein sehr modernes, aufgeschlossenes und ueberhaupt nicht aufdringliches (was mir besonders nach meinen Erfahrungen in Indonesien sehr positiv auffiel) Volk kennen. Offen- und Aufgeschlossenheit sind bei einer so gemischen Bevoelkerung (50% Malaien, 38% Chinesen, 10% Inder, 1% Orang Asli = "the first people") wohl auch der Schluessel zu einem harmonischen Zusammenleben. Was uns oft verwunderte ist die Tatsache, dass Malaien keinen Orientierunssinn besitzen und oft ihre unmittelbare Umgebung nicht kennen. So passierte es uns regelmaessig, dass wir mit der Kirche ums Kreuz geschickt worden sind bzw. viele unnoetige Kilometer zu Fuss gingen, nur um spaeter zu erfahren, dass sich unser Ziel ganz in der Naehe unseres Ausgangsortes befand. Das gilt auch fuer Taxis, besonders in Kuala Lumpur war es oft ein schweres Unterfangen einen Taxifahrer zu finden, der unser Ziel kannte und auch noch gewillt war, uns dorthin zu bringen. Geldverdienen schien nicht deren oberste Prioritaet zu sein.

Thailands tiefer Sueden
Am 1. Jaenner riss uns der Wecker nach nur wenigen Stunden Schlaf aus den Traeumen, so dass wir die Faehre nach Thailand nehmen koennen (idiotisch, ich weiss, war aber unsere einzige Option). Bei der Einreise nach Thailand bekamen wir nicht das gewuenschte Visum fuer 30 Tage sondern nur eines fuer 15 Tage. Wir wussten, dass nach den Unruhen am Flughafen in Bangkok die Visabestimmungen geaendert worden sind, doch uns wurde bei der Botschaft in Singapur versichert, dass wir als Oesterreicher bei der Einreise ein Visum fuer 30 Tage erhalten wuerden und nicht im Vorhinein darum ansuchen muessen. Denkste ... nicht einmal auf die Botschaft ist Verlass. Nun muessen wir wohl nach 15 Tagen nach Burma ausreisen und uns einen neuen Stempel holen. Anyways ... die ersten paar Tage des neuen Jahres verbrachten wir auf paradiesichen Inseln im Sueden des Landes, wo uns weisse Sandstraende, tuerkisblaues Wasser, herrliches Essen und freundliche Thais erwarteten. Thailand ist ein sehr guenstiges Land zum Reisen, was das Backpackerherz hoeher schlagen laessst denn dadurch ist es uns erlaubt, und den ein oder anderen Luxus zu goennen, wie zB Oelmassagen am Strand bei Sonnenuntergang, Bambushuetten mit EIGENEM Bad, Fisch BBQ's am Strand, koestliche Cocktails ... momentan fuehlt es sich so an, als ob ich auf Urlaub waere.



Nach fast einem Monat des gemeinsamen Reisesn trennen sich nun Lisi's und meine Wege wieder, waehrend sie noch eine Weile auf den Inseln bleiben wird fahre ich in die Naehe von Bangkok, wo ich einen 10-taegigen Meditationskurs machen werde; bin schon sehr gespannt.