Sonntag, 14. September 2014

Mongolei - die endlose Weite...

Habe ich vor unserer Reise an die Mongolei gedacht, dann hatte ich Bilder von Pferdeherden, der Steppe, Jurten und Nomaden im Kopf. Viele dieser Vorstellungen haben sich in Kirgistan verwirklicht - die Mongolei jedoch war irgendwie anders, als ich sie mir vorgstellt habe (ohne dass dieses andere "besser" oder "schlechter" wäre).
Ulaanbaator empfing uns mit dichtem Verkehr, schlechter Luft und den üblichen Gegebenheiten einer durchschnittlichen asiatischen Großstadt. Gut 40% der 3mil Mongolen leben in der Hauptstadt, die bei ihrer Gründung Anfang des 19 Jhd lediglich für 500.000 Menschen konzipiert wurde, wie uns ein Mongole erzählte. Lange hielten wir uns aber ohnehin nicht in UB auf - kurz die wichtigsten Dinge erledigt und auf ging es in Richtung Westen! Im Vergleich zum Großteil der anderen Reisenden, die wir in unserem Hostel getroffen hatten, waren wir auf eigene Faust und ohne gebuchte Tour unterwegs. Zum einen, weil es einen großen Teil des Abenteuers nimmt, wenn alles im Voraus geplant und organisiert ist und kein Raum für Spontanes bleibt und man darüber hinaus noch eine ordentliche Stange Geld ablegt. Und zum anderen fühle ich mich dafür schlichtweg noch zu jung! Relativ schnell stellten wir allerdings fest, dass in einem Land mit der viereinhalbfachen Flache von Deutschland die Infrastruktur abseits der Hauptstadt kontinuierlich abnimmt.. der dünnste besiedelste Staat der Welt verfügt nun mal über kein flächendeckendes öffentliches Verkehrssystem. Und asphaltierte Straßen? Eine wahre Freude, wenn man auf sie trifft, denn sie sind selten! Wenn nun kein Bus oder eine gemeinschaftliche Mashrutka nach xy fahrt, so findet sich sicherlich ein "Taxi" (zu Touristenpreisen versteht sich) und bringt einen ans gewünschte Ziel! Die Provinzstaedte sind zum groessten Teil nicht an den oeffentlichen Verkehr angeschlossen und verfuegen oftmals nichtmal ueber fliessendes Wasser. Duschen? Ein Fremdwort..
Irgendwie kamen wir dann zum "White Lake" und wanderten und campten entlang des Sees. Die Weiterfahrt, keine 200 km, nahm mehr als 11 Stunden in Anspruch - der alte russische Van streikte im Rhythmus von zwei Stunden. Der Fahrer drosch ein paar Mal auf den Motor ein.. und es ging weiter! Ein traumhafter Sternenhimmel entschädigte die Fahrt; nur unsere Magen waren anschließend ordentlich beleidigt.
Das Essen in der Mongolei ist ohnehin eine eigene Sache: außer Zwiebeln, Kraut, Karotten und Kartoffeln wächst wenig Gemüse - von Obst ganz zu schweigen! Die glänzend roten Aepfel, die es in UB zu kaufen gab, hatten einen stolzen Kilopreis von € 5!! Da vergeht sogar mir die Lust auf Obst.. Mongolisches Essen besteht daher in erster Linie aus Fleisch, in Kombination mit Nudeln, Reis, etwas Gemüse.. Selbst mein hochgelobter Magen, der schon viele Kuriositaten ausgehalten hat, gab sich geschlagen.. (und der vom Stefan noch viel schneller). Während unserer Wandertouren waren wir so ganz froh, uns mittels Campingkocher selbst zu versorgen. Einkaufen in der Mongolei ist aber ebenfalls nicht gerade einfach. Denn abseits größerer Städte findet man nur noch kleine Laeden, die zur Hälfte mit Wodka, Bier und Cola gefüllt sind und der Rest besteht aus Süßigkeiten und einigen Konserven :-) Wohlbemerkt ist meistens ein Großteil der Lebensmittel bereits abgelaufen - das bemerkten wir aber auch erst nach einiger Zeit. Ein richtig schlechtes Gewissen bekommt man, wenn man versucht "regional" einzukaufen. Ich glaube, es ist einfach nicht möglich: Nudeln, Porridge, Reis aus Russland, Thunfisch aus Thailand oder USA, Erbsendosen aus Italien, Schokolade aus Korea, Marmelade aus Deutschland, Milchcreme aus der Ukraine.. irdendwann fanden wir mal Keks, die tatsächlich in der Mongolei produziert wurden, aber das wars dann auch. So gut wie alle Lebensmittel werden importiert und sind dafür noch erstaunlich günstig. Aber auch sie selbstgekochten Thunfischnudeln, Krauitnudeln oder Reis mit Zwiebel und Karotten hingen uns bald mal zum Hals raus.. Anbei ein Foto des "gluecklichen Essers"..!
Das Highlight unserer Reise war sicherlich der Norden der Mongolei, in den wir es mach einer Woche geschafft hatten (den Westen hatten wir abgeschrieben: 60 Stunden Busfahren wenn alles gut geht, das war uns dann doch zuviel!). In Khatgal, am Khovsgol Lake fanden wir ein sehr nettes und gemuetliches Hostel. Das Besitzerehepaar sprach ausgezeichnetes Englisch und kuemmerte sich fuehrsorglich um seine Gaeste. Insgesamt verbrachten wir in der Gegend fast zwei Wochen mit wandern und reiten. Das tuerkisblaue Wasser des Sees lud zwar zum Baden ein - war dann aber doch definitiv zu kalt!
Mein persoenliches Highlight, quasi ein Teenagerwunsch, war die 5 taegige Reittour, die wir von Khatgal aus machten. Unser Guide, den uns das Hostel organisiert hatte, sprach nur ein paar Brocken Englisch, aber mit Hand und Fuss liess es sich dann doch irgendwie kommunizieren! Das Pferd kostete pro Tag uebrigens 8 Euro - da kann man schon mal ein paar Tage unterwegs sein. Stefan kaempfte allerdings etwas mit dem mongolischen Holzsattel ;) Ob der sich wieder auf ein Pferd setzt.. ich bezweifle es!
Einmal waren wir zu Mittag bei einer Nomadenfamilie und bekamen frischen Yoghurt, Kaese und gebackenes Brot zum Kosten - was fuer eine freudige Abwechslung zu unserer eintoenigen Mahlzeit!! Wie schnell sich hier das Wetter aendern kann, erfuhren wir am vierten Tag als es ueber Nacht zu schneien begann. Und den ganzen naechsten Tag in Stroemen regnete.. Da half nur eines: abwarten und Tee trinken (und hoffen dass der Ebookreader durchhaelt wenn man den ganzen Tag im Zelt verbringt!). Unser Guide hatte lediglich eine Plane mit, unter der er schlief und genau einen Mantel, den er bei 5 Grad ebenso trug wie bei 25. Angesichts der Temperaturen, die es hier im Winter hat (bis zu minus 40 ist normal), war das fuer ihn wohl nicht mal nennenswert..
Der definitiv schlimmste Teil folgte mit der Rueckfahrt nach Ulan Bator: 17 Stunden Busfahrt, Rueckenlehne nicht verstellbar, saukalt, 80% der Strecke ueber Feldwege und je laenger wir fuhren, desto uebler wurde mir.. Naja, auch das vergeht. Auf mongolisches Essen kann ich gut und gerne mein weiteres Leben verzichten - die Mongolei an sich war aber eine wunderbare Erfahrung, nicht immer einfach, aber faszinierend, abenteuerlich und von schier endloser Weite.