Sonntag, 3. Mai 2009

Zwischen Karstgestein und Reisplantagen in Yangshuo


"Hellooooo!! Lady you buy?? Very cheap, very cheap! Good quality made in China! Hello lady please you buy? Maybe later you come back?"
In den Strassen von Yangshuo herrscht kunterbuntes Treiben - ein Haendler nach dem anderen versucht seine Waren an die Touristen zu verkaufen. In erster Linie sind es chinesiche Urlauber die sich in der 300.000 Einwohnerstadt der suedchinesichen Provinz Guanxi aufhalten, um die beeindruckenden Karst- und Kalkfelsen zu erkunden. Umso mehr Aufmerksamkeit zieht man als westliche Touristin auf sich und es ist keine Seltenheit, dass ChinesInnen um ein gemeinsames Foto ersuchen.

Die meisten nicht chinesichen Touristen kommen allerdings aufgrund des relativ neu erschlossenen Klettergebiets nach Yangshuo, wo es sowohl fuer Anfaenger als auch fuer Spitzenkletterer eine breite Palette an Touren gibt. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich bei meiner Flugbuchung nicht einmal genau wusste, wo sich Yangshuo eigentlich befinden wuerde, aber spontane Entscheidungen sind ja oftmals die besten! Zu meiner grossen Freude traf ich auf Freunde aus Ton Sai wieder und wir verbrachten die letzten drei Wochen mit gemeinsamen Klettertouren.



Yangshuo ist in China fuer eine weitere "Attraktion" bekannt: und zwar fuer Englischunterricht. Sogar aus Shanghai reisen ChinesInnen an, um in den unzaehligen Schulen ihr Englisch zu verbessern. Da ich nicht den ganzen Tag mit klettern verbringen kann und ausserdem das alltaegliche Leben in China kennenlernen wollte, unterrichtete ich nebenbei drei Stunden in der Woche Englisch - feur freie Kost und Logie. Wobei sich das "unterrichten" auf gemeinsames reden und Bier trinken beschraenkte - eine denklich einfache Arbeit!



Die chinesichen Sitten und Gebraeuche sind von allen asiatischen Laendern in denen ich bis jetzt gewesen bin, die fremdesten - aber auch die interessantesten. Tomaten im Muesli, Bohnen im Obstsalat, ein Loch im Boden als Toilette - alles keine Sonderheit. Die ChinesInnen selbst habe ich in erster Linie als sehr freundliche, neugierige und erstaunlich direkte Leute kennengelernt, wobei letzteres wohl auf sprachliche Barrieren zurueckzufuehren ist. Essen und Trinken wird in China gross geschrieben; auf Tischmanieren im westlichen Sinn wird allerdings verzichtet. Dafuer wird getrunken, bis man umfaellt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei einem 53 %tigen Reiswein aber auch keine Schwierigkeit!

Vielleicht sind es all diese grossen und kleinen Unterschiede, die China fuer mich so faszinierend machen - und den beruehmten "Hier koennte ich laenger bleiben"-Satz einmal mehr aufkommen lassen. Dennoch heisst es in wenigen Tagen von meinem "aus dem Rucksack" Leben Abschied nehmen... am 14. Mai bin ich wieder zurueck in Salzburg. Knapp 15 Monate des Reisens neigen sich dem Ende zu; eine einzigartige Erfahrung mit unzaehligen bleibenden Eindruecken und Begegnungen, atemberaubenden Momenten, neuen Freundschaften und so manchen Abschiedstraenen. Eine unendliche Geschichte des Unterweg-Seins deren Ende irgendwann wieder einen neuen Anfang nehmen wird...